Auch in Zeiten von Corona das eigene ehrenamtliche Engagement nicht schleifen lassen- das leben unsere ehemalige Praktikantin Géraldine und ihre Mutter Maryvonne vor!
Schon seit Jahren sammelt Maryvonne gemeinsam mit zwei AngestelltInnen in ihrer Physiotherapiepraxis die eigenen Trinkgelder und spendet sie an PUBAH. Wir haben mit Géraldine über PUBAH, das Leben im Ausland und ihre Mama gesprochen.
Wann und wieso habt ihr angefangen euch für Uganda und das Purpose Uganda Babies Home zu interessieren?
Im Rahmen meines Studiums (Soziale Arbeit) hatte ich die Chance ein 3-monatiges Praktikum zu machen. Schon immer träumte ich davon, den afrikanischen Kontinent kennen zu lernen und wollte die Chance nutzen und mein Praktikum dafür nutzen. Auf PUBAH bin ich aber eher durch Zufall gestoßen. Denn eigentlich wollte ich nach Marokko. Als das dann aber mit der Einsatzstelle nicht geklappt hat und die Frist immer näher rückte, wurde ich langsam ein bisschen verzweifelt. Da hat mir dann Sarah Syndikus – eine Kommilitonin und Freundin – erzählt, dass sie bei PUBAH einen Platz gefunden hat und mich eingeladen, mit ihr gemeinsam nach Uganda zu gehen. Überzeugt hat an PUBAH vor allem, dass es von einheimischen Frauen gegründet wurde und betrieben wird. Uns beiden war wichtig, den einheimischen Umgang mit sozialen Problemlagen kennenzulernen anstatt in einer westlichen Einrichtung mit westlichen Problemlösestrategien mitzuarbeiten.
Géraldine war Anfang 2014 in Uganda und hat als Freiwillige PUBAH direkt unterstützt. Wie hat dir die Zeit gefallen? Was war besonders toll, was besonders herausfordernd?
Die Zeit dort hat mir vor allem eins gezeigt – wie deutsch ich bin. Mein Selbstbild als international und weltoffen ist ganz schön ins Schwanken geraten. Ich habe gemerkt, dass ich mit meiner deutschen Art anderen Menschen ziemlich auf die Füße treten kann, auch oder gerade weil ich es eigentlich sehr gut meine. Dieser Kulturschock war unglaublich herausfordernd und gleichzeitig unendlich viel wert. Das hat mich in meiner persönlichen Entwicklung weit vorangebracht. Meine Zeit in Uganda und im Babies Home hat meinen Horizont so sehr erweitert! Das PUBAH war ein wundervoller Lernort!
Und natürlich war die Zeit mit den Kindern wundervoll. Diese quirligen, lebendigen, verletzlichen Kinder habe ich unwiderruflich in mein Herz geschlossen. Auch die Zeit mit den Aunties war toll. Ich wäre gerne länger geblieben! Die ersten Wochen habe ich viel geweint, weil ich nicht wusste, wie ich die drei Monate überstehen soll; die letzte Woche habe ich viel geweint, weil ich überhaupt nicht mehr gehen wollte und mir gar nicht vorstellen konnte, die Menschen und PUBAH einfach zurück zu lassen.
Dieser Kulturschock war unglaublich herausfordernd und gleichzeitig unendlich viel wert. Das hat mich in meiner persönlichen Entwicklung weit vorangebracht. (Géraldine, ehemalige Praktikantin von PUBAH)
Wie hat deine Mama die Zeit deines Aufenthalts erlebt?
Eigentlich ist meine Mutter überhaupt keine ängstliche Frau. Eher tough und super selbstständig. Aber wie wahrscheinlich alle Mütter hat sie sich Sorgen gemacht und mich nur mit großen Bauchschmerzen ziehen lassen. Die Anfangszeit hat sie kaum geschlafen. Der Empfang (auch via Skype) war furchtbar schlecht und hat ihr natürlich alle Möglichkeiten eröffnet, sich furchtbare Dinge auszumalen. Da ich aber regelmäßig Mails und Photos geschickt habe, hat sie sich mit der Zeit für mich freuen können, dass mein großer Traum in Erfüllung geht. Und natürlich war sie furchtbar stolz auf mich! 🙂
Da meine Mum Flugangst hat, stand ein Besuch nie zur Debatte.
Wieso habt ihr euch entschieden das Projekt auch von Deutschland weiter zu unterstützen?Remmie hat mal einen wunderschönen Satz in einem unserer Gespräche gesagt, der mich seitdem stark begleitet –
„Who am I to turn my back on somebody who is in need“.
Nachdem ich selbst sehen durfte, was für eine wundervolle Arbeit im PUBAH geleistet wird; mit welchen Schwierigkeiten sie fast tagtäglich zu tun haben, mit viel Hingabe alle dabei sind und wie wichtig jeder einzelne Cent für die Kinder und Aunties ist, konnte ich gar nicht anders als mich weiter dafür zu interessieren und einzusetzen.
Für meine Familie und insbesondere meine Mutter war schon immer klar, dass wir unseren Beitrag (wenn auch nur einen kleinen) zum Wohlergehen der Menschen beitragen möchten. Und in dieser Fülle von unterstützenswerten Projekten war dann auch schnell klar, dass wir natürlich das unterstützen, wozu wir einen Bezug haben. Beim PUBAH wissen wir, dass das Geld ankommt; und dass nicht die Hälfte des Geldes in Bürokratie verschwindet. Selbst meine bald 90jährige Großmutter war so berührt von meinen Berichten, dass sie monatlich einen kleinen Betrag ihrer Rente spendet.

Wie sieht diese Unterstützung konkret aus?
In der Praxis meiner Mutter „Physiotherapie Maryvonne Sommer“, in Sonnenbühl-Undingen, steht ein Sparschwein, in das die Patienten Trinkgeld werfen. Daher variiert die Höhe der Spenden. Auch die beiden Angestellten meiner Mutter verzichten freiwillig auf ihr Trinkgeld und spenden dies dem PUBAH.
Wissen die Leute, dass das Trinkgeld gespendet wird? Wenn ja, wie ist die Resonanz darauf?
Die Patienten wissen das und reagieren sehr positiv darauf. Die entsprechende Werbung geht manchmal aber im Arbeitsstress unter. Meine Mutter ist sich aber ziemlich sicher, dass noch mehr Geld zusammenkommt, wenn sie den Artikel neben das Sparschwein hängen kann 🙂
Was sagt ihr dazu, dass PUBAH bis heute ein größtenteils von Frauen aufgebautes Projekt ist?
Wir sind beide sehr emanzipierte Frauen und wünschen uns natürlich für alle Frauen auf dieser Welt diese Grundrechte! Die Spenden sind für uns eine gute Möglichkeit uns wenigstens aus der Ferne mit diesen Frauen zu solidarisieren.
Was würdet ihr anderen raten, die eurem Beispiel folgen wollen?
Diese Frage hat uns ein bisschen ratlos gemacht – einfach machen! Das soziale Umfeld aktiv anwerben. Eigene Erfahrungen bringen das Projekt ja auch anderen näher. Sich bewusst machen, dass wir gar nicht jeden Euro brauchen, den wir so bekommen, sich überlegen, worauf man verzichten kann, ohne dass es wirklich weh tut und dann ganz unkompliziert ein Kässchen aufstellen, ein paar Worte dazu sagen, sammeln und spenden 😉
Wenn ihr nun auch Lust habt, PUBAH zu unterstützen, dann schaut doch mal in unserem Ideenkatalog vorbei oder schreibt uns eine E-Mail an info@abaana-uganda.com !
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.