Unser Projektpartner - das Purpose Uganda Babies Home (PUBAH)

Warum kein eigenes Projekt?

Es ist Teil des Selbstverständnisses unseres Vereins, dass wir kein “eigenes” Projekt in Uganda gegründet haben - wir haben keine Schule gebaut und auch kein Kinderheim selbst gegründet. Stattdessen wollten wir seit Beginn unserer Arbeit auf die Kompetenz eines ugandischen Projekts setzen und haben uns so für eine Zusammenarbeit mit dem Purpose Uganda Babies Home - kurz PUBAH - entschieden. Nur Ugander:innen selbst verstehen ihren kulturellen Kontext so gut, dass sie zum Beispiel die Rückführung der Kinder in bestehende Familienstrukturen begleiten können. Nur Ugander:innen sind konsistent am gleichen Ort, damit es möglichst wenig Personalwechsel gibt. Nur Ugander:innen können ihre ugandische Kultur an die Kinder vermitteln. Nur Ugander:innen verstehen das institutionelle Gefüge, in das sich ein Kinderheim in Uganda einfügt und können dieses Gefüge navigieren.

Und ganz generell: warum sollten es nicht Ugander:innen sein, die sich in Uganda bestmöglichst um verwaiste Kinder kümmern können? Nichts qualifiziert unseren Verein, dies besser zu können als die Leute vor Ort.

Trotzdem: wir und unser Projektpartner würden uns gleichermaßen wünschen, dass es den Bedarf für unsere Projektpartner gar nicht erst gäbe und dass Kinderheime in Uganda staatlich so unterstützt würden, dass es unsere Spenden gar nicht erst bräuchte. Leider sind diese Aufgaben so groß, dass unser kleiner Verein sie nicht angehen kann. Wir unterstützen also eine nicht perfekte Situation und sind daher auch Teil der insgesamt schwierigen Situation rund um Kinderheime in Uganda.

Warum dann gerade dieses Projekt?

Wir kennen die Verantwortlichen vor Ort und die Kinder; die meisten von uns haben bei PUBAH ein Praktikum absolviert und waren mehrere Monate vor Ort. An dieser Stelle eine Vorbemerkung: Entwicklungszusammenarbeit ist nie konfliktfrei und auch bei uns kollidieren Selbstanspruch und Realität gelegentlich. Aber wir konnten und können uns immer darauf verlassen, dass PUBAH im Sinne der Kinder arbeitet, die bei PUBAH ein Zuhause gefunden haben - so wie PUBAH uns vertrauen kann, dass wir ihre Entscheidungen und Visionen unterstützen. Auf Basis dieses Vertrauensverhältnisses konnten wir bisher alle Probleme lösen und gemeinsam vieles umsetzen.

Das allein ist aber kein ausreichender Grund für uns PUBAH zu unterstützen.
Wir achten auf:

1) Reintegration der Kinder in Familienstrukturen
Das Aufwachsen in einem Kinderheim birgt immer die Gefahr, dass die Kinder vergleichsweise schlecht versorgt werden und seelische Narben davontragen (wer mehr wissen will, sollte “orphanage industrial complex” googeln). In vielen Fällen versterben die Eltern an Krankheiten wie Malaria und Aids. Aber Omas, Opas, Tanten, Onkel, Cousinen oder Cousins wollen sich weiter um die Kinder ihrer geliebten Familienmitglieder kümmern. Oft scheitert dies aus finanziellen Gründen, da neben Nahrung und Kleidung vor allem die Schulbildung in Uganda sehr teuer ist oder die Familie nach der Krankheit der Eltern verschuldet sind, weil hohe Arztrechnungen zu begleichen waren. Manchmal gibt es aber einfach keine Familie mehr, die Familie wohnt weit weg oder aufgrund von Krankheiten, Suchtsituationen oder wegen Kindeswohlgefährdung ist eine Reintegration nur schwer möglich.

PUBAH versucht grundsätzlich, jedes Kind in seine Familie zu reintegrieren. Hierfür wird zunächst recherchiert, ob es noch Familie gibt und dann untersucht, wie die Verhältnisse sind. Einige Kinder konnten das Heim verlassen und leben nun wieder in ihren Familien. Andere leben in einer Art Wechselmodell - in der Schulzeit werden sie von PUBAH versorgt und untergebracht, in den Ferien leben sie bei ihrer Familie (in Uganda ein durchaus normales Modell, da viele Schulen auch Internate sind). Wieder andere können nicht reintegriert werden. Adoptionen ins Ausland werden von PUBAH nach schlechten Erfahrungen nun grundsätzlich nicht mehr unterstützt und werden heute in Uganda auch gesamtgesellschaftlich deutlich negativer bewertet als in den frühen 2000er Jahren - worüber wir sehr froh sind!

2) Anzahl der Kinder und Ausbildung der Kinder

Wir sind fest davon überzeugt, dass große Kinderheime nicht zwangsläufig einen größeren Mehrwert bieten. In Heimen mit über 100 Kindern geht das einzelne Kind mit seiner facettenreichen Persönlichkeit oft unter. Auch die Ausbildung dieser Kinder ist kaum zu schaffen; zu hoch sind die Kosten. Die Kinder verlassen diese Heime oft, ohne lesen und schreiben zu können und werden bei ihrer weiteren Ausbildung nicht unterstützt. So kann die Armutsspirale nicht unterbrochen werden und die seelischen Narben der Kinder können nie geheilt werden.

PUBAH achtet darauf, dass die Anzahl der Kinder die Möglichkeiten des Heimes nie überfordert. Jedes Kind wird individuell gefördert, begleitet und ausgebildet; teilweise gibt es sogar eigene Zimmer für die Kinder, die mehr Rückzugsbedarf haben. Jedes (gesunde) Kind erreicht bis 14 Jahre ein grundlegendes Bildungsniveau. Jedes Kind wird darüber hinaus begleitet, bis es seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten kann.

3) Sensibilität und gesunder Menschenverstand

Uganda ist nicht Deutschland und einiges, was für uns selbstverständlich ist, ruft in Uganda durchaus Kopfschütteln hervor. Bis unser Projektpartner eine Abrechnung eingereicht hat, die ausreichend für die Bedürfnisse des deutschen Finanzamts war, vergingen viele, viele Arbeitssitzungen mit Erklärungen, gemeinsamen Kopfschütteln und Verzweifeln. In anderen Worten: wir erwarten in Uganda keine deutschen Verhältnisse, aber erkennen auch Warnzeichen.

Wir persönlich würden keine Organisationen unterstützen, die nicht versuchen, sich ein institutionelles Gefüge zu geben (PUBAH ist eine registrierte NGO, auch wenn die Re-Registrierung alle 5 Jahre durchaus auch mal länger als 12 Monate dauern kann), deren Lohnverhältnisse nicht festgelegt sind (jeder Mitarbeiter bei PUBAH hat einen Arbeitsvertag und die Lohnauszahlungen werden mit Unterschrift bestätigt), die eine hohe Fluktuation bei den aufgenommenen Kindern haben (PUBAH begleitet jedes Kind bis zum Ausbildungsende außer es erfolgt eine erfolgreiche Reintegration in die Familie, die dann auch monatelang weiter begleitet wird) und die nicht in Bildung investieren (PUBAH hat eine eigene Vorschule und Grundschule gegründet um besser auf die besonderen Lernbedingungen der Kinder einzugehen). An PUBAH schätzen wir auch die jahrelange Zusammenarbeit mit einem Sozialarbeiter sowie die regelmäßigen Teammeetings, um Jahresziele und Projekte zu besprechen und zu planen. Auch der Vorstand ist ein Qualitätsmerkmal, auf das man beim Unterstützen und Spenden achten sollte.

Was ist die Geschichte von PUBAH?

PUBAH “gründete” sich 2008 durch das Eigenengagement zweier ugandischer Sozialarbeiterinnen in Entebbe. Wir schreiben “gründen” in Anführungszeichen; denn obwohl beide ugandischen Frauen immer schon etwas für die Kinder tun wollten, die sie elternlos haben aufwachsen sehen, gab es keine konkreten Pläne, ein Kinderheim zu gründen, bevor sie nicht selbst im Beruf und privat etablierter waren. Aber das Schicksal hat oft andere Probleme und nachdem sie ein erstes Kind zur Überbrückung aufgenommen hatten, folgten schnell viele weitere. Denn in Uganda gibt es mehr als 2 Millionen verwaiste Kinder und deutlich mehr, die in schlimmen Armutsverhältnissen oder als Straßenkinder aufwachsen müssen. Gewalt gegen Kinder ist leider ein häufiges Problem in Uganda und die staatlichen Heime sind überlastet.

Aus den Anfängen wurde schnell mehr: PUBAH registrierte sich als NGO, gründete eine Vorschule, erarbeitete sich einen eigenen Vorstand, nahm weitere Kinder auf, gründete eine eigene Grundschule und nahm weitere Kinder auf. Es folgten ein Umzug in ein neues Mietobjekt wegen einer Kündigung, die Umsetzung verschiedenster Projekte, von Aufklärungsarbeit über Sozialarbeit hin zum Aufbau einer landwirtschaftlich genutzten Fläche, die als einkommensgenerierende Maßnahme ausgebaut wurde und wird. Die Mitarbeiter waren immer mit Herz und Verstand bei der Sache, trotz der schlechten Löhne und der vielen Herausforderungen. Sie erlebten gemeinsam Wunderschönes - schon fast totgesagte Kinder konnten durch ihre Arbeit und Mühe nun gerade ihren 16. Geburtstag feiern; als auch Tragödien - nicht alle Kinder, die PUBAH bei sich hatte, überlebten den schlimmen Zustand, in dem sie teilweise in das Heim gebracht wurden. Tragisch früh verstarb auch 2014 die ursprüngliche Managerin von PUBAH: Salma - sie bleibt unvergessen.

Wie sieht PUBAH heute aus?

Heute besteht PUBAH aus:

  • der eigenen Grundschule mit angeschlossenem Internat für die älteren Kinder

  • dem Heim für die kleineren Kinder mit eigener Vorschule

  • dem landwirtschaftlichen Projekt etwas außerhalb von Entebbe

  • 40 Kindern im Alter von 6-16 Jahren

  • 12 Mitarbeiter:innen, darunter 2 Manager:innen, ein Buchhalter, zwei Security Guards, 5 Lehrer:innen, zwei Angestellte im landwirtschaftlichen Betrieb und mehrere Mitarbeiter:innen, die sich um die Kinder, das Kochen und die Wäsche kümmern

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