Was lange währt, wird endlich gut…
Liebe Spender:innen, Interessierte und ganz besonders liebe Paketlepacker:innen,
wir freuen uns, euch ENDLICH mitteilen zu können, dass die Weihnachtspakete 2024 am letzten Wochenende an die Kinder von PUBAH übergeben werden konnten.
Ja, es ist April. Lasst uns daher noch einmal Revue passieren:
Anfang November 2024 traf sich unser Vorstand um die letzte Überweisung des Jahres 2024 nach Uganda zu besprechen. Traditionell überweisen wir seit vielen Jahren einen Weihnachtsbonus, der aus Einmalzahlungen an die Mitarbeitenden von PUBAH besteht und den Kindern ein kleines Weihnachtsfest ermöglicht. Unsere deutschen Standards und Traditionen kann man auf Uganda sowieso nicht übertragen, aber Geschenke sind schon seit Jahren nicht mehr im Budget.
2024 war aber auch der Bonus an sich ganz besonders schmal. Der Grund liegt nicht bei unseren treuen Spender:innen, die uns seit Jahren sehr standhaft unterstützen; er liegt nicht mal bei unserer Gesamtspendenmenge, die auch 2024 wieder leicht gestiegen ist. Der Grund liegt in den stark gestiegenen Lebenshaltungskosten in Uganda, der hohen Miete seit dem erzwungenen Umzug vor einigen Jahren und vor allem auch in dem Fakt, dass die Kinder älter werden und ältere Kinder nun einmal schlicht mehr kosten als jüngere.
Foto: Peter Wiesner - Kamerawiese.de
Ein eigenes Gofundme-Projekt für das Weihnachtsfest wollten wir unseren Unterstützer:innen nicht zumuten, nachdem wir kurz vorher bereits nach Spenden rund um den Spendenlauf gebeten hatten. Trotzdem war die Stimmung schlecht; Weihnachten ist für uns DAS Fest der Nächstenliebe und des Schenkens; das dürfte auch weiterhin für die gelten, die Weihnachten ganz unchristlich begehen. Dass wir den Kindern zum ersten Mal nicht mal ein schönes Fest ermöglichen konnten, warf Fragen rund um unsere ganze Arbeit auf.
So kam es zu einer Idee, die sich zunächst wie ein Weihnachtswunder zusammenfügte. Warum nicht einmal versuchen eine „Weihnachten im Schuhkarton“-Aktion zu starten, fragten wir uns; denn wir wussten, dass es aus unserem Unterstützerkreis immer wieder Interessierte gab, die Freude daran haben, ein Paket für eines der Kinder zusammenzustellen. Die ganzen letzten Jahre hatten wir uns gegen eine solche Aktion gesträubt; denn natürlich sind Geschenke fürs Kindeswohl wichtig, aber genug Essen auf dem Teller zu haben nun einmal doch noch wichtiger. Natürlich macht es Spaß für ein Kinderpaket einkaufen zu gehen, mit Liebe und Sorgfalt die schönsten und passendsten Geschenke auszusuchen, diese hübsch zu verpacken und dann nach Uganda zu verschiffen - aber ökologisch und ökonomisch ist es natürlich besser vor Ort durch Spenden etwas zu verkaufen und zu verteilen. Aber der Weihnachtszauber kommt für die Spender:innen nun einmal auch stärker zustande, wenn sie nicht nur eine Überweisung tätigen, sondern selbst aktiv werden können. Und wir im Verein fragen uns schon länger, wo Prinzipientreue wichtig ist und wo sie unsere eigene Arbeit vielleicht auch eher behindert. Geht es denn nicht letzten Endes um die Kinder und nicht um CO2-Fußabdrücke, die durch einen zusätzlichen Koffer voller Geschenke verursacht werden, vor allem wenn der Flug so oder so begangen wird?
Foto: Peter Wiesner - Kamerawiese.de
Unsere eigenen Kinder bekommen an einem einzigen Weihnachtsfest mehr Geschenke als viele Kinder in Uganda in ihrem ganzen Leben besitzen werden; dieser Gedanke hallte bei uns 2024 anders nach, als er es in den letzten Jahren tat. Also wurden wir aktiv; wir riefen unsere Praktikantin an und schickten sie auf eine geheime Weihnachtsmission, deren Aufgabe es war, hypothetisch (!) Herzenswünsche der Kinder zu sammeln. 28 Kinder sind es derzeit bei PUBAH und 28 Weihnachtselfen hatten wir auch sehr schnell in Deutschland zusammen, die gerne Geschenke verpacken wollten. Wundersamerweise flog am 15.12. sogar noch ein Vereinsmitglied nach Uganda und erklärte sich bereit den Weihnachtskoffer mitzunehmen; und sie flog sogar ab Hamburg an, was wiederum für unsere Hauptorganisatorin Lisa mit dem Auto für die Kofferübergabe gut zu erreichen war. Es fand sich sogar noch ein unverhoffter Koffer, den niemand vermissen würde, wenn er für immer in den Urlaub nach Uganda flog. Wir waren begeistert, erstellten Steckbriefe mit Infos für alle Geschenkepacker, organisierten das Verpacken, die Kofferübergabe, die Kosten für das Zusatzgepäck und glaubten ans Weihnachtswunder. Die Betreuer in Uganda, natürlich eingeweiht, waren genauso enthusiastisch wie wir.
Foto: Peter Wiesner - Kamerawiese.de
Aber, wie so oft, wenn etwas in der Entwicklungszusammenarbeit mal ganz und gar reibungslos verläuft, sollte man skeptisch werden. Das erste Paket ging auf dem Postweg verloren und kam erst am Bestimmungsort an als der Koffer bereits auf dem Weg nach Hamburg war. Der Flug ging pünktlich, aber dann die Hiobsbotschaft in Uganda: die ersten Kinder waren ungeplant früh von ihren Herkunftsfamilien abgeholt worden. Die Weihnachtsferien in Uganda sind gleichzeitig auch das Ende des Schuljahres und dauern von Mitte Dezember bis Ende Januar an. Die Kinder würden also erst in guten sechs Wochen wieder bei PUBAH sein (wir erklären euch das Modell der Familienrückführung gerne einmal genauer auf diesem Blog).
Was also tun? Nach Gesprächen mit den Betreuern entschieden wir uns alle gemeinsam zum Warten. Januar ist nicht mehr Weihnachten, aber die Freude über die Geschenke würde auch Ende Januar groß sein.
Das Leben hatte andere Pläne. Wir wollen für die Privatsphäre der Betroffenen nicht zu sehr ins Detail gehen, aber PUBAHs Führungsebene musste innerhalb weniger Tage einen dreifachen Verlust im ihren engsten Familienkreis verarbeiten. Geschenke und Weihnachten waren erstmal nebensächlich. Auch wir übten keinen Druck aus, auch wenn wir uns still ärgerten - natürlich nicht über die Verlusterfahrungen, die uns alle jederzeit und unvorhergesehen treffen können. Aber warum war nicht früher kommuniziert wurden, dass einige der Kinder bereits abgereist waren? Wie sollten wir unseren Paketspender:innen erklären, dass es auch im Januar & Februar keine Geschenkeübergabe gab?
Die Antwort ist: Manchmal gibt es keine. Manchmal muss man einfach warten, auch wenn jeder Ratgeber der Welt sagt, dass man Spender:innen nie warten lassen sollte. Wir hoffen, ihr versteht diese Entscheidung.
Foto: Peter Wiesner - Kamerawiese.de
Immerhin: das verschwundene Paket flog im Januar mit nach Uganda und fand seinen Weg zu den anderen Geschenken. Unser Gründungs- und Vereinsmitglied Marie, die seit vielen Jahren in Uganda lebt, bekam im März Besuch von ihrem Bruder, Kameramann und Fotograf (https://Kamerawiese.de). Er erklärte sich bereit, die Geschenkeübergabe auch fotografisch zu begleiten.
Und am letzten Wochenende war es dann endlich soweit: die Kinder bekamen ihre Geschenke. Viele Worte müssen wir nicht machen, denn die Bilder sprechen für sich. Wir danken Marie und Peter & Theresa Wiesner (selbst langjährige Spender) für ihren Einsatz bei der Übergabe; dem Orga-Team in Deutschland für die starken Nerven; unserer Praktikantin Mattea für ihre Hilfe; und vor allem euch - euch, die ihr in immer dunkleren Zeiten für internationale Solidarität und gegenseitige Hilfe, losgestapft seid im kalten und grauen deutschen Winter um euch unbekannten Kindern 9000 km entfernt eine Freude zu machen.
Foto: Peter Wiesner - Kamerawiese.de
In diesen Zeiten wissen wir nicht, wie viele solcher Freuden wir noch machen können. Die Welt verändert sich vor unseren Augen und trotzdem bleibt einiges wohl immer gleich. Dazu gehört, dass sich jedes Kind der Welt über ein Geschenk freut. Wir können sie nicht alle beschenken, aber wir teilen mit euch die Überzeugung, dass sie alle ein Geschenk verdienen.
In diesem Sinne, ein sehr spätes: Frohes Weihnachten!




















Alle Fotos aus der Galerie sind ebenfalls von: Peter Wiesner - Kamerawiese.de